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Eine Sekunde. (6)

»Das menschliche Auge, es entspricht einer Digitalkamera
mit einer Auflösung von etwa 576 Megapixel.«

 

Es ist Abend.
Ich stehe am Fenster und blicke hinaus.
Meine Füße schmerzen.
Meine Nase juckt ein wenig.
Der Nacken ist verspannt.
In meinen Ohren höre ich Rauschen.
Das wird das Blut sein, das durch die feinen Adern gepresst wird.
Schon eine ganze Weile stehe ich hier.
Die Sonne geht bereits unter und taucht den sichtbaren Horizont in ein rötliches Licht.

Kühle Luft atme ich ein.

Meine Bronchien, sie kitzeln ein wenig, als die Luft an ihnen vorbei reibt.
Sie ist angereichert mit den vielen Gerüchen des Tages.

Am Abend mag ich die Luft nicht.
Sie ist meistens sehr widerlich und scheint richtig abgenutzt zu sein.
Ich empfinde sie als ein Gemenge aus Abgasen, dem Schweiß und Geruch vieler Menschen und Gestank von Fäkalien.
Diese Luft scheint mit dem Tod angereichert zu sein, den man bei jedem Atemzug, von sich weisen muss. Nur selten schaffen es im Sommer die Blumen, diesen ekelerregenden Mief, mit ihrem betörenden Duft zu überlagern.
Erst zu ganz später Abendstunde entlädt die Natur dieses Luftgemisch und erfrischt sie auf eine nahezu magische Weise.
Dann fühlt man sich wieder freier und voller Energie, atmet man sie gerne ein und sucht nach den lebendigen Düften.
Doch an diesem Abend ist sie wieder einmal nicht mehr, als die unachtsam verschmierte Unterschrift, des zur Neige gehenden Alltags.

Meine Augenlider fühlen sich schwer an.
Beide Augen brennen und tränen leicht.
Sie haben viel an diesem Tag sehen müssen.
Das wollten sie nicht, doch sie mussten.
Ich bin müde, fühle mich ausgelaugt und ausgenutzt.

Auf die Dächer der Häuser blicke ich nun mit ihnen.
Die Dämmerung lässt die Steingebilde düster und schattig erscheinen. Hinter einigen Fenstern brennt Licht.
Viele Lichter erscheinen mir warm und einladend, andere dagegen, kalt und grell.
Nur eine Straße führt von meinem Haus weg.
Viele Autos stehen an den Seiten geparkt, sauber wie aufgereiht, wie Perlen an einer Perlenkette.
Man hört das Rauschen der Stadt und ein Motorengeräusch.
In weiter Ferne sieht man die roten Rücklichter eines sich entfernenden Fahrzeugs.

Das schwache Abendrot lässt die graue Fassade meines Hauses in oranger Farbe leuchten.
Es ragt ein wenig über die anderen Häuser hinaus, die dort unten bereits im abendlich Schatten, auf die Nacht warten.
Nur ganz leicht und eher schwach angedeutet, hat sich das Rot des Abends, auf das Mauerwerk des Hauses gelegt, in dem ich wohne.
Endlich einmal sieht es schön und einladend aus und nicht nur schmutzig und kalt.
Ist es Traurigkeit, oder ist es Angst, die meinen Brustkorb eng werden lässt?

Schon atme ich die Luft wieder aus.

Nun ist sie warm. Kein Kitzeln der Bronchien ist zu spüren.
Mit dem Ausatmen fühle ich etwas Entspannung.

Meine Augenlider schliessen sich.

Autor: © Alexander Rossa 2019

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